Mittwoch, 27. April 2022

 Wo sind all die Jahre hin?


"Was ist denn passiert, warum hab ich diesen Blog nicht weiter geführt?" Das war die Frage, die ich mir heute stellte, als ich über meinen Blog stolperte, den ich schon vergessen hatte. 

Leben. Das ist passiert. Sechs Jahre Leben. Sechs Jahre in denen verdammt viel passiert ist und die ich hinterher trauere, dass ich nicht mehr davon hier aufgeschrieben habe. Manchmal hab ich Tagebuch per Sprachmemo geführt, aber nichts schriftlich festgehalten. Schade. Denn, wie ich ebenfalls heute erstaunt feststellte, ist das, was ich geschrieben habe sehr gut lesbar. Es hat mir Freude bereitet. Weil es gut formuliert war und ich an vielen Stellen schmunzeln und an einigen sogar laut lachen musste. 

Warum hab ich aufgehört? Weil ich keine Zeit hatte, stimmt nicht. Ich hab sie mir nur nicht genommen. Und das tue ich nach wie vor viel zu wenig. Deswegen war ich zwei Jahre in Therapie, weil ich wieder eine depressive Phase hatte. Ausgelöst von dem Lockdown, der uns alle im März 2020 heim suchte und durch die schwere depressive Phase, die der Tintenfisch durchmachte. 

Pubertät, Kontaktabbruch, Lockdown, soziale Isolation, Einsamkeit, Hoffnung, Enttäuschungen, Ängste...wir haben so viel durchgemacht in den letzten Jahren. Aber es ging immer bergauf. Manchmal sind wir ein paar Schritte zurückgegangen. Aber nur um Anlauf zu nehmen. 

Wir haben uns erholt. Wir haben neuen Anlauf genommen in ein hoffnungsvolles 2022. 

In wenigen Wochen ziehen wir in unser eigenes Haus. Der Umbau läuft seit fast fünf Wochen auf Hochtouren, Alex arbeitet 17-18 Stunden am Tag. Wir sehen ihn kaum. Ich kann nicht halb so viel helfen wie ich möchte. Lynn und Mathilda (unsere französische Bulldogge) müssen versorgt werden, nach den Osterferien und dem endgültigen Wegfall der Maskenpflicht sind fünf Lehrerinnen krank, sodass der zweite und dritte Schultag nach den Ferien bereits ausfiel. Zudem bekam Lynn eine Blasenentzündung mit Blut im Urin und muss von mir zu Hause betreut werden. 

Ich bin genervt. Lynn ist sehr anstrengend im Moment. Oder vielleicht bin auch ich es, die anstrengend ist. Lynn ist ein furchtbarer Klugscheißer, weiß alles besser und diskutiert bis zum Kollaps. Meinem Kollaps. Ich liebe sie. Ich bin ein absoluter Gegner von Gewalt. Aber manchmal möchte ich ihr mit der flachen Hand auf die Stirn hauen. Wie stur kann man denn bitte mit 7 Jahren sein?! 

Sie hat Probleme mit dem Lesen. Weil es ihr zu anstrengend ist. Gerade mache ich mit ihr Aufgaben, die ihre Lehrerin geschickt hat. Sie macht sie. Aber falsch. Weil sie zu faul ist, die Aufgabenstellung zu lesen. Sie möchte, dass ich sie lese. Bloß nichts selbst erarbeiten. Das ist ihr zu viel. Und ich habe keine Lust mehr zu diskutieren. Dann schicke ich sie ohne Aufgaben in die Schule. Damit sie sich selbst verantworten muss vor ihrer Klassenlehrerin. Ich bin am Ende mit meinem Latein. Ich habe alles versucht. Ich übe mit ihr. Ich mache mit ihr die Hausaufgaben, obwohl ich sie für 80€ im Monat in der OGS und Hausaufgabenbetreuung angemeldet habe. Dort ist es ihr aber zu laut. Sie lässt sich sehr leicht ablenken und ist mehr mit den Emotionen der anderen beschäftigt, als mit ihrem Lernstoff. Lynn ist hochsensibel. All ihre Sinne sind über-empfindlich. Sie sieht mehr, hört mehr, riecht, schmeckt und fühlt mehr als andere. All diese Reize kann sie kaum verarbeiten. Ihr ist ständig alles zu viel. Von wem sie das hat? Drei mal dürft ihr raten. 

Es ist extrem Kräfte zehrend. Ich bin sehr müde und erschöpft. Und das schon nach einem Dreivierteljahr Schule. Ich weiß nicht, ob sie die Versetzung schaffen wird. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, ob sie Analphabet bleibt, weil ich nicht das Gefühl habe, dass irgendwas fruchtet. Worte die länger als vier Buchstaben lang sind, sind eine unüberbrückbare Hürde. Sie liest Buchstaben die nicht da sind, sie guckt ständig überall hin, nur nicht auf ihr Blatt. Schreiben kann sie fast gar nicht. Ich bin verzweifelt. Ich bin am Ende mit meiner Geduld. Ich habe eine Scheißangst, dass mein Kind einfach nur dumm sein könnte. Dass sie nicht so begabt und wissbegierig auf Buchstaben und Worte ist, wie ich es war und bin. Ich liebe Worte, ich liebe es zu lesen. Sie hasst es. 

Donnerstag, 26. Mai 2016

Wieviel Mama muss ich sein um eine Supermama zu sein - und was macht Papa anders?!

Jetzt bin ich schon seit über einem Jahr Zweifachmama. Die Elternzeit ist offiziell rum und ich habe im Gegensatz zu so vielen meiner Mitmuttis keinen geregelten Bürojob in den ich zurückkehren könnte. Ich bin selbstständig. Ich arbeite längst wieder.

Das Elterngeld, das mir zustand war ein Fliegenschiss im Vergleich zu dem, was Angestellte bekommen. Die sich aber gerne über ihr Zuwenig beschweren und auf sehr hohem Niveau jammern. "Seid doch mal zufrieden mit dem was ihr habt!", möchte ich ihnen manchmal an den Kopf schmeißen. Ihr wisst es überhaupt nicht mehr zu schätzen.

Unsereins, die Selbstständigen, die Freischaffenden, die müssen um jeden Kunden kämpfen. Wir müssen uns gut verkaufen, oft eine Faust in der Tasche machen und haben weder geregelte Arbeitszeiten, noch ein sicheres Einkommen. Wenn wir krank sind, dann kommt nichts in die Kasse und bezahlten Urlaub gibt es auch nicht.

Aber vorverurteilt werden wir gerne. Selbstständige haben jede Menge Freizeit und jede Menge Kohle scheint die weitverbreitete Meinung zu sein. Was werde ich oft ungeniert beneidet, dass ich mir doch meine Zeit selbst einteilen kann.

Leute, die Zeiten sind vorbei. Seit ziemlich genau 13 Monaten. Da nämlich wurde mein Zeiteinteiler geboren. Den ich über alles liebe, die ich niemals wieder missen möchte, deren Dasein mich vervollständigt und über die Maßen glücklich macht (seht ihr, wie ich mich mal wieder rechtfertige!?) Die aber seit ihrer Geburt darüber entscheidet, wann und wieviel ich arbeite.
Ich arbeite wenn sie schläft. Wenn sie schläft.
Ich arbeite, wenn sie schläft und die Wäsche aufgehängt ist..
Ich arbeite, wenn sie schläft, ich die Wäsche aufgehängt  und ich die nächste Maschine beladen hab.
Ich arbeite, wenn sie schläft, ich die Wäsche aufgehängt habe, die nächste Maschine läuft und ich gestaubsaugt habe.
Ich arbeite, wenn sie schläft,  ich die Wäsche aufgehängt habe, die nächste Maschine läuft, ich gestaubsaugt habe und die erste Maschine Wäsche gefaltet ist.
Ich arbeite, wenn sie schläft,  ich die Wäsche aufgehängt habe, die nächste Maschine läuft, ich gestaubsaugt habe, die erste Maschine Wäsche gefaltet ist und ich die Wäsche weggeräumt habe.
Ich arbeite, wenn sie schläft,  ich die Wäsche aufgehängt habe, die nächste Maschine läuft, ich gestaubsaugt habe, die erste Maschine Wäsche gefaltet ist, ich die Wäsche weggeräumt habe und die Spülmaschine ausgeräumt habe.
Ich arbeite, wenn sie schläft,  ich die Wäsche aufgehängt habe, die nächste Maschine läuft, ich gestaubsaugt habe, die erste Maschine Wäsche gefaltet ist, ich die Wäsche weggeräumt habe, die Spülmaschine ausgeräumt ist und das Essen gekocht.
Ich arbeite, wenn...ach, da ist sie schon wieder wach. Oder ich bin selbst eingeschlafen.

Achja, ich bin nur falsch organisiert! Richtig, warum arbeite ich nicht wenn sie tatsächlich schläft und erledige den Haushalt und all die anderen Aufgaben mit ihr gemeinsam, wenn sie wach ist. Daraus kann man doch ein prima Spiel machen! Ja, diesen Goldwerten Ratschlag bekam ich schon des öfteren zu hören. Nicht, dass ich nicht schon selbst auf die Idee gekommen wäre. Also habe ich das Kind in den Wäschekorb gesetzt, ihr einen Becher und einen Löffel zum Musik machen gegeben und nebenher die Wäsche in die Maschine geräumt. Ich habe sie in den Kinderwagen gesetzt und lustige Liedchen gesungen, während sie mir beim Wäsche aufhängen zusah. Ich habe sie mit exklusivem Spielzeug abzulenken versucht, wenn ich bügeln wollte, aber Gefahr lief, dass sie mir das Bügelbrett samt heißem Bügeleisen runterreißt. Ich habe sie in der Küche "ihre" Schublade ausräumen lassen, während ich versuchte etwas zu Essen zu zaubern. Und? Wie es geklappt hat?

Manchmal gar nicht. Dann ließ sie sich einfach nicht bespielen und ablenken. Und egal ob oder wie gut meine Ablenkungsmanöver und Beschäftigungstherapien funktionierten; am Ende eines solchen Tages war da dieser fahle Nachgeschmack und das Gefühl an diesem Tag zwar bei meinem Kind, aber nicht mit meinem Kind gewesen zu sein. Und der Satz "Dein Alltag ist meine Kindheit" kommt mir wieder in den Sinn und ich wälze mich nachts vor schlechtem Gewissen im Bett hin und her.
Aber ich hab mir an diesem Tag wenigstens MEINE Zeit frei eingeteilt und die meiner Tochter gleich mit. Wie gut, dass die Große bei Papa wohnt, ich käme ja zu nichts!

Der ist im Übrigen auch selbstständig. Der könnte sich mehr Zeit fürs Kind nehmen, tut es aber nicht. Aber die Zeit, die er sich nimmt, dafür bekommt er stehende Ovationen. Er wird gefeiert, weil er sich im Elternvorsitz der Schule engagiert, weil er die Elterntreffen organisiert, oder mal wieder eine Sitzgelegenheit für die Schule spendet. Er wird von den Müttern angehimmelt, bewundert und bekommt in einer Tour Honig um den Bauchnabel geschmiert. Kommt er als Letzter zu einem Treffen, dann rollt man ihm den roten Teppich aus "Wie schön, dass du es einrichten konntest!". Komme ich, abgehetzt und natürlich wie immer zu spät, ist man meine Unpünktlichkeit schon gewöhnt. Ich steh wahrscheinlich zu lange vorm Spiegel und werde entweder gar nicht mehr, mit verständnislosen Blicken oder mit "Kommst du auch mal endlich" begrüßt. Dass meine Kurze - als Mama nach ihrem Programm "Duschen, föhnen, schminken in unter 20 Minuten" - die Windel bis unter die Achseln voll hatte und während meines Programms und ihrem Windelwechsel permanent gebrüllt hat, das behalte ich für mich, lächle verlegen und fühle mich schlecht.

Was macht ER anders als ich? Ganz einfach. Er ist ein Mann. Er ist Alleinerziehender Vater und hat damit schon mal eine ganze Menge Vorschusslorbeeren. Denn mit der Mutter muss ja etwas Schlimmes passiert sein, drogenabhängig, depressiv in einer geschlossenen Anstalt oder gar tot, dass sie ihr Kind nicht selbst groß zieht. Und damit wird schon mal vorausgesetzt, dass der arme Mann schon sehr vom Leben gebeutelt und zu bemitleiden ist. Man möchte ihm quasi schon allein deswegen zwei Mal die Woche ein warmes Mittagessen anbieten oder fragen, ob man seine Bügelwäsche machen darf. Ein Hoch auf die Vorurteile! Der Mann ist genau so selbstständig wie ich. Nur mit dem Unterschied, er hat 25 Mitarbeiter, er trägt also noch mehr Verantwortung! Verantwortung für 25 Familien. Er hat aber weder die Größe noch den Erfolg oder den Bekanntheitsgrad seines Unternehmens einzig sich selbst zu verdanken. Er hat eine alt eingesessene und gut laufende Firma übernommen. Er musste nie bei Null starten. Als Unbekannter, als Neuer, ohne jegliche Unterstützung. Ohne Startkapital. Ohne Einkommen. Sein Lebensunterhalt war zu jeder Zeit gesichert.

Aber Väter werden ja grundsätzlich anders gesehen als Mütter. Auch mein Ehemann, den ich über alles liebe, den ich aber um die über ihn gesungenen Loblieder wirklich beneide. Ich möchte um Gottes willen seine Leistung nicht schmälern und ja, er ist ein bemerkenswerter Vater! Aber woran liegt es, dass seine bloße Anwesenheit andere in absolute Verzückung geraten lässt.?

Jedes Windeln wechseln, jedes Bad, jedes Zubettbringen wird beklatscht und als etwas ganz Besonderes dargestellt. Und warum ist es bei uns Müttern selbstverständlich? Warum wird ein Vater zum Helden, nur weil er im Stande ist unfallfrei sein Kind ins Bett zu bringen und eine Mutter wird als Versagerin abgestempelt weil ihr Baby mit drei Wochen noch keine 12 Stunden am Stück schläft. Warum müssen Mütter so sehr um Anerkennung und Lob kämpfen? Niemand käme auf die Idee, einen Vater anzugreifen, zu verurteilen oder nur ein schlechtes Wort über ihn zu verlieren, weil er es nicht auf die Reihe gekriegt hat, das Baby zum Schlafen zu bewegen. Im Gegenteil, da würden Erklärungen gefunden, unterstützende und schützende Floskeln, um den armen, erschöpften Papa in Schutz zu nehmen. Schließlich geht der ja auch noch acht Stunden am Tag arbeiten! Und sich dann noch um das weinende Baby und eine wohlmöglich überforderte Mutter kümmern?! Also bitte!

Acht Stunden arbeiten! Am STÜCK! Nur mit einer Aufgabe acht Stunden beschäftigt sein! Dass das ein Traum von mir ist, das glaubt mir keiner. Was könnte ich alles schaffen, hätte ich für meinen Job acht Stunden am Tag Zeit. Wie erfolgreich könnte ich sein! Leider habe ich aber nicht nur einen, sondern vier Jobs. Nicht weil ich den Hals nicht voll kriege, sondern schlichtweg um zu überleben.
Vier mal 8 Stunden macht 32. Der Tag hat aber nur 24 Stunden. Schade.
Aber wie sagte ein anderer Vater im Spielkreis, als ich es wagte über meine Erschöpfung zu klagen "Du hattest 10 Monate Zeit es dir zu überlegen". Stimmt. Aber weil ich so eine super Mutti bin, die wirklich ALLES für ihre Kinder tun würde, hab ich mich für ein Leben mit ihnen entschieden. Und das nicht erst, als ich von ihrer Existenz wusste. Ohne Applaus dafür zu erwarten.

Aber hin und wieder ein erstauntes "Wie schaffst du das?", eine kleine stehende Ovation, ein anerkennendes, stummes Kopfnicken. Das reicht uns Supermuttis schon um uns für weitere entbehrungsreichen Monate zu stärken.

Hier ist es: Ich bewundere uns! Applaus!

Montag, 31. August 2015

Zweistreifentag


Heute genau vor einem Jahr waren da plötzlich und relativ unerwartet zwei Streifen. 
Was in dem Jahr alles passiert ist, das erleben andere nicht in ihrem ganzen Leben. 

Da waren ganz schön tiefe Täler dabei, aber alles in allem muss ich sagen, dass ich (wie immer) nichts davon missen möchte, denn alles was passiert ist, hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin und ich muss sagen, den kann ich ziemlich gut leiden. 

Die zwei Streifen sind nun schon 18 Wochen alt und haben bereits zwei Zähne. Total übertriebene Hektik, wenn man uns fragt. Solange ich keine Stücke in der Milch habe, sind die doch völlig überflüssig. Aber nicht nur dental legt die Schildkröte ein irres Tempo vor. Dank ihres Schicksals die gesamte Garderobe ihrer großen Schwester geerbt zu haben, können wir anhand dessen gut vergleichen. Morla trägt bereits jetzt Klamotten, die der Tintenfisch erst mit 6 Monaten anhatte. (Daten vom 29.08.: 65 cm und 5.800g)

Wenn man von jetzt auf die Zukunft schließen kann, dann dürfte Morla noch größer werden als der Tintenfisch. Na Prost. Und mit 10 spucken sie mir dann beide bereits auf den Scheitel. Ich bin in 10 Jahren die Einzige, die in der Küche nicht ohne Hilfsmittel an die oberen Schränke anreicht. Ich kann mir jetzt schon ausmalen, wie das wird. Man wird mich, im wahrsten Sinne des Wortes, am langen Arm verhungern lassen. Die Keksdose steht im Regal ganz oben und die drei Hochgewachsenen lachen den Erdnuckel aus. Na toll. Dann muss ich wohl anderweitig dafür sorgen, dass man zu mir aufschaut! 


Schaff dir Kinder an....Kindermund die Erste und bestimmt nicht die Letzte

Schaff dir Kinder an und du kannst was erzählen.



Dass das mehr als stimmt, kann wohl jeder bestätigen, der sich seinerseits bereits fortgepflanzt hat.
Nicht nur, dass einem als frischgebackene Eltern niemals der Gesprächsstoff über durchwachte Nächte, Produktionsgeschwindigkeit und Konsistenz des Windelinhaltes oder Wundermittel gegen Bauchweh ausgeht, nein der Nachwuchs sorgt auch anderweitig immer wieder für ausreichend Kaffeeklatschmaterial.

Ich dachte meinerseits eigentlich immer, dass sobald die Kurzen der deutschen Sprache mehr oder minder Herr werden, seien die herrlichen Versprecher und Wortneuschöpfungen vorbei. Weit gefehlt. Mit zunehmendem Horizont werden die kreativen Ergüsse sogar mehr.

Und der Spaß wird noch größer, wenn man in unserer Familie lebt. Mein Mann und ich sind nämlich durchaus in der Lage mit nur zwei Mitspielern "stille Post" zu spielen. Für die Unwissenden: "Stille Post" ist ein Kinderspiel bei dem eine Reihe von Kindern in einer Reihe sitzt. Der erste (oder der Letzte, wie alles eine Frage der Perspektive) flüstert seinem Nebenmann einen Satz ins Ohr. Der wiederum flüstert es seinem Nebenmann ins Ohr und so weiter, bis das geflüsterte Wort am Ende der Reihe angekommen ist und dann laut ausgesprochen wird. Sinnigerweise werden komplizierte, lange und an sich schon missverständliche Schachtelsätze gewählt damit am Ende dann etwas spaßiges dabei rauskommt. Mein Mann und ich brauchen keine Unterstützung um aus einem Satz unseres Gegenübers etwas vollkommen anderes zu verstehen. Wir sind Nuschler, Klickerer und Schnellsprecher, da bleibt sowas nicht aus und führt immer wieder zu herzhaften Lachflashes.

Wenn dann zu unserer Nuschelei auch noch kindliche Logik kommt, krümmen wir uns alle drei vor Lachen.

Die Große setzt sich aus gegebenem Anlass momentan sehr mit dem Thema "Groß werden" auseinander. Sie selbst hat enorme Schmerzen, wenn sie wieder in einem Wachstumsschub steckt und hörte jetzt von einem ihrer Klassenkameraden, dass es diesem genauso ergeht und er wegen seiner Rückenschmerzen zum Arzt musste. Der Arzt hatte dann wohl eine Beinlängendifferenz festgestellt, was den Tintenfisch überaus faszinierte. "Mama, der .... hat ein Bein kürzer als das andere!" erzählte sie mir schon auf dem Nachhauseweg am Freitag. Sie berichtete in aller Ausführlichkeit, was ihr Kamerad erlebt hatte und was es mit den zwei unterschiedlich langen Beinen auf sich hatte. Ich muss dazu sagen, dass mein kleiner Tintenfisch ein Hypochonder ist. Sie verlangt des öfteren lautstark und dramatisch nach einem Druckverband. Ich lasse mir dann gern Zeit mit der Wundversorgung. Denn aus der meist stecknadelkopfgroßen Wunde tritt nicht mal ein Blutatom aus. Bis ich die speziellen Pflaster dann gefunden hab, ist die Verletzung wieder vergessen.
Das Thema zu kurze Beine aber musste ausführlich erörtert werden und kreiste immer wieder durch ihr hübsches Köpfchen. Ich erzählte ihr dazu das, was mein Osteopath mir einmal erzählt hatte. Nämlich dass fast alle Menschen ein kürzeres Bein haben aufgrund von Haltungsfehlern. Ich erzählte ihr von flüssigkeitsgefüllten Bandscheiben, von gestauchten Wirbelsäulen am Abend, etc. Wusste sie schon alles. Von ihrem Nachmittagskurs "Kleiner Rücken ganz groß" und Checker Chan oder "Wissen macht Ah!" - das weiß ich nicht mehr so genau.
Jedenfalls bot diese "Behinderung" ihres Kameraden für die 45 minütige Fahrt vom Flughafen nach Hause viel Gesprächsstoff. Doch irgendwann war die Musik wieder wichtiger und sie schaute nur noch mitsummend aus dem Fenster und hing ihren Gedanken nach.
Ich hatte das Thema bereits ad acta gelegt, dachte das hätten wir geklärt. Bis der Tintenfisch nach unserer Ankunft plötzlich mitten im Gehen stoppt, an sich herunter guckt und mir mitteilt "Mama, meine Beine sind aber gleich lang. Kommen beide bis auf den Boden!"

Tintenfischs größte Aufmerksamkeit gilt natürlich ihrer kleinen Schwester. Mittlerweile ist die Schildkröte Morla schon fast vier Monate alt und schläft des öfteren auch durch. (ich möchte anmerken, dass man schon ab 5 Stunden von durchschlafen spricht!) Immer öfter aber eben auch nicht. Und da überlegt man als junges Elternpaar schon mal, warum das so ist. Nur suchen wir den Fehler immer am falschen Ende - dem Baby. Der Tintenfisch kam mit der simplen wie genialen Lösung unseres Schlafproblems um die Ecke: "Mama, ist doch klar, dass Morla nicht durchschläft. Wenn du sie ständig mit deinen Brüsten bedrängst.....!" Mein Mann hat mich daraufhin gebeten, das arme Baby nicht weiter zu belästigen. Wenn ich jemanden mit meinen Brüsten bedrängen müsse, dann würde er sich opfern damit unsere arme Tochter endlich in Ruhe schlafen kann.


Donnerstag, 4. Juni 2015

Schildkrötenromantik

Die Raupe ist da!

Seit 6 Wochen schon. Und sie hat sich zu einer wunderschönen Schildkröte entpuppt! Ja, Schildkröte. Die Große bekam ihren Spitznamen Tintenfisch, weil sie direkt nach der Geburt aussah wie das Tintenfischbaby aus Men in Black I. Und nun haben wir eine kleine Morla. Wie die Schildkröte aus Michel Endes "Unendliche Geschichte". So wie sie ihr Kinn nach vorn reckt erwartet man, dass sie gleich altklug wispert "Jaaaa, wir wissen das" und dann niest sie meistens.



Es war eine traumhafte Geburt. Wirklich. Und obwohl nur 5-10% aller Schwangerschaften mit einem Blasensprung enden, hab ich es auch beim zweiten Mal wieder geschafft! Pünktlich zum Feierabend des Prinzen. Und nur 8 Stunden später hob ich mein kleines Mädchen aus der Gebärwanne an meine Mutterbrust. Okay, an den Mutterbauch. Die Schnur war zu kurz. 
Wir haben in den 8 Stunden viel gelacht, ich hab zwischen der ersten und der letzten Presswehe wiederholt, dass ich es echt nicht mehr schaffe, ich nicht mehr kann und bin dann tatsächlich jedesmal kurz weggenickt. Ich hab´s aber geschafft. Ohne Schmerzmittel mit 2,5 Presswehen und ohne Verletzungen. Sie kam wie Buzz Lightyear mit der Faust nach vorn gereckt raus und wir waren sofort schockverliebt. Sie ist unfassbar schön, über die Maßen goldig und unverschämt niedlich. Selbstverständlich ist sie das süßeste Baby auf der ganzen Welt!


Zu unserer großen Überraschung ist unsere jüngste Tochter ebenfalls blond! Sofort eingeleitete Nachforschungen ergaben allerdings, dass sie das wohl vom Vater hat. Der war in seiner Jugend ebenfalls strohig. Die Anfangsdaten hat sie von der großen Schwester einfach übernommen: 51cm (bös gestaucht, denn laut Oberschenkelmaß multipliziert mit 7 waren es gute 55cm) und 3580g. Nur den Hut braucht sie zwei Nummern kleiner als der Tintenfisch. 36cm taten aber trotzdem verdammt weh. 36cm plus Fäustchen eben. 

Ihre ersten Tage waren nicht so witzig, denn schon nach 48 Stunden wachte ich mit einem fiebernden Kind auf. Diagnose: Durstfieber. Unsere Morla hatte da schon über 12% ihres Geburtsgewichtes verloren und weil sie nicht wirklich Übergepäck mitgebracht hatte machte ihr das leider richtig zu schaffen. Ihr so süß geformtes Schnütchen und, wie wir mittlerweile wissen, zu kurzes Zungenbändchen verhinderten, dass sie genug Kolostrum bekam und sie kam nur haarscharf um einen Aufenthalt in der Kinderklinik herum. 

Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen und dank Mamas Muttersahne hat sie es aber geschafft in vier Wochen stolze 1200g zuzunehmen und mittlerweile dürften wir die 5kg Marke geknackt haben. 

Heute habe ich begonnen die Klamotten in 50/56 auszuräumen und Platz für die bereits frisch gewaschene Kollektion in 62 zu schaffen. Sie ist einfach großartig! Wächst einfach schneller, damit sie bereits jetzt zum Beginn des Sommerwetters in die Sommersachen ihrer großen Schwester passt. Schließlich war der Tintenfisch ein Winterkind und trug diese Sachen erst mit 4-5 Monaten! Und ich dachte sie wäre schon groß gewesen! 

Wir freuen uns über endlich speckige Beinchen und Ärmchen. Die langen Spargelstangen, die sie als Arme mitgebracht hatte, die waren schon Mitleid erregend. Man hatte Angst sie kaputt zu machen, wenn man sie hochnahm. Jetzt ist sie ein süßes Moppelchen mit Pack an :D

Die Milch schmeckt nach wie vor super. So gut, dass sie immer noch alle zwei Stunden lautstark danach verlangt. Wenn sie auch sonst pflegeleicht ist und sich ruhig verhält, da kennt sie kein Pardon. Wenn sie Knast hat, dann ist Schluss mit lustig. Und da kann ich über die romantisierten Werbefilmchen von Herrn Hipp nur milde schmunzeln. Wie die grenzdebil lächelnde Mutter mit dem wallenden Haar ihrem ruhig nuckelnden Baby zärtlich übers Haupthaar streicht....Von solcher Romantik sind wir bei unseren Stillmahlzeiten weit entfernt. 

Die Milch wird wie gesagt nicht gesittet bestellt, sondern lautstark eingefordert. Und dann heißt es Tempo machen! Ich rede beruhigend (so hoffe ich) auf das brüllende Kind ein, dass ich es nur kurz ablegen muss, um mir eiligst das Stillkissen um den Körper zu schnallen und dann hektisch das Shirt hoch und den BH runterziehe, um dann das zappelnde, rot angelaufene Baby an meine Brust zu manövrieren. 
Damit das ganze unfallfrei bleibt muss ich ihre Ärmchen erst mal festhalten und ihren Mund in die richtige Richtung bugsieren. Sie weiß natürlich nicht, dass aus dem Kissen wirklich keine Milch kommt und versucht sich gegen meine Hilfestellung zu wehren. Man glaubt ja nicht, wie steif sich so ein ärgerlicher Säugling machen kann! Wenn sie die Brust dann endlich anvisiert hat, heißt es koordinieren: linke Hand unter ihrem Kopf, rechte Hand um die eigene Brust und versuchen ihr soviel Brust wie möglich mit dem Nippel in den Mund zu schieben, gleichzeitig ihren Kopf in Richtung Brust schieben und mit dem kleinen Finger der rechten Hand noch rechtzeitig die Babyunterlippe nach unten schieben. 
Nur damit sie im nächsten Moment wieder loslässt und nur noch am Nippel rumlutscht. Ich würde in solchen Momenten gern auf ein Moltontuch beißen, aber die Dinger sind überall, nur nie da wo ich sie brauche. Aber auch wenn sie dann endlich nuckelt und die Milch endlich fliesst setzt die Romantik auch nicht ein. Vielleicht wenn man das gierige Schmatzen aus- und die Fahrstuhlmusik einschalten könnte. 

Auch nach der Mahlzeit komme ich mir eher vor wie auf einer Baustelle und ich habe gerade den Polier vor mir, der mich grunzend ansieht und dann aus tiefster Seele rülpst. Fehlt nur, dass sie mit ihrem Daumen mit abgespreiztem kleinen Finger an die Stirn fasst und stolz "Schuuuulz" ruft. Gerne folgt einem solchen Rülpser noch eine ganze Kakophonie des Darmorchesters. 

Romantik ist wahrlich was anderes. Aber ich weiß jetzt wo die Liebe hin ist, wenn sie durch den Magen durch ist. Sie kommt zurück. 

Wenn sie dich bei ihrem zweiten "Bauer" breit lächelnd ankotzt. 

Es geht weiter...

...lange hab ich diesen Blog links liegen lassen. Weil es eine Zeit gab, da war mir nicht danach irgendjemanden an meinem Leben teilhaben zu lassen. Eine Zeit, die mich ohnmächtig und bewegungsunfähig machte.

Wenn dich die Menschen, denen du mehr vertraut hast als irgendwem in deinem Leben einfach fallen lassen und dir den Rücken zudrehen, dann kommen keine Worte mehr.

Wenn die Menschen, denen du dein Innerstes anvertraut hast dieses Urvertrauen bis aufs Mark erschüttern und deine Welt aus den Angeln heben, dir den Boden unter den Füßen wegziehen und alles woran du geglaubt hast sich als Illusion deiner eigenen Bedürftigkeit entpuppt, dann bleibt einzig Fassungslosigkeit und eine bleierne Schwere.

Als ich nur noch von Groll, Wut und unendlicher Traurigkeit erzählen konnte, habe ich das Erzählen eingestellt.

Bis jetzt. Ich bin kein Opfer. Ich lasse los was mich beschwert und kann mich wieder auf die und das konzentrieren, die mir guttun, die mich unterstützen und was mich wirklich glücklich und fröhlich macht.

Denn mein Leben ist ganz wunderbar! Es ist voller wundervoller Momente, voller Freude, voller Lachen und unfassbar viel Liebe.
Und von all diesem Glück möchte ich etwas weitergeben. Denn Glück vervielfacht sich, wenn man es teilt.

Ich weiß wie es in der Hölle aussieht, ich war längst da. Ich trage die Asche an meinen Füßen. Ich bin knietief durch die Scheiße gewatet. Ich hab immer wieder eins voll in die Fresse gekriegt.
Ich bin trotzdem oder gerade deswegen fest entschlossen vollkommen glücklich zu sein.

Ich hab nur dieses eine Leben und aus der Nummer komm ich eh nicht lebend raus.

Gekreuzigt, beerdigt und? AUFERSTANDEN

Samstag, 22. November 2014

Der Prinz und die zwei weißen Pferde - Teil II

Nachdem der Kutscher uns begrüßt hatte und sich versichert hatte, das wir bequem und sicher saßen setzte sich die Kutsche in Gang. Klack Klack - Klack klack hörte man die Hufe der Pferde durch mein Dorf hallen. Die uns entgegenkommenden Autos verlangsamten ihr Tempo um zu sehen, wer in der Kutsche sitzt. An einem Sonntag, wo doch niemand getraut wird. Und dann sitzt da auch keine Braut drin, sondern einen dämlich grinsende Frau in grüner Lederjacke und eine kleine Prinzessin mit Blüte im Haar.

Wir fuhren eine ganze Weile, da überholte uns das Auto meines älteren Bruders, dann das Auto meiner Schwiegereltern in spe. Irgendwann drehte sich der Kutscher um und verriet uns, dass er uns zum Blausteinsee kutschieren würde. Aber mehr wisse er auch nicht. Er hätte nur den Auftrag uns von meinem Elternhaus aus dorthin zu fahren. Und grinste uns wissend an. Schon die ganze Fahrt hatten meine Tochter und ich uns gegenseitig gefragt, wo es wohl hinginge. Jetzt war es klar. Und dann war auch klar, das heute wirklich der Tag der Tage sein sollte.

Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt dauerte. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Meine Tochter und ich winkten den vielen Passanten zu, die wegen uns stehen blieben und sich nach uns umsahen und uns ebenfalls winkten. Dann erreichten wir die letzte Straße, die uns zum See führen sollte.
Wir waren den ganzen Weg über angestarrt worden, aber jetzt bekam ich mit, wie eine Mutter zu ihrem Sohn sagte "Ja, das ist sie!" Und dann hörte ich meine Tochter sagen "Mama, da hängen Bilder von euch!" Und dann sah auch sie. Die Allee zum See war gepflastert. An jedem zweiten Baum hing ein Schild dass uns beide, meine Liebsten und mich, zeigte. Bilder von unserem ersten Tag, Bilder von unserem ersten Abend auf dem Kiez, Bilder von unserem ersten Urlaub, Bilder von dem verrückten Wochenende an dem mein Prinz fast 30 Stunden Reisezeit auf sich nahm um 24 Stunden mit mir verbringen zu können. Bilder von unvergesslichen, wundervollen Momenten von denen es so unglaublich viele gab in den erst wenigen Monaten die wir ein Paar sind. Und auf jedem stand der Satz "24 Stunden und die nächsten 70 Jahre - dann sag JA!"

Staunend saß ich in der Kutsche, die vielen vielen Menschen erkannten mich, winkten uns zu, viele zeigten mir den Schumidaumen und einige fingen sogar an zu applaudieren. Und es waren viele Menschen unterwegs. Sehr sehr viele! Es war Sonntag, strahlend blauer Himmel, Sonne und fast 23°C und das mitten im Oktober!

Also war auch entsprechend das "Seehaus 53" brechend voll. Mir schlug das Herz bis zum Hals als wir die letzten Meter zum See runterfuhren. Dabei bin ich es doch eigentlich gewohnt vor so vielen Menschen und im Rampenlicht zu stehen?! Als ich vor 2000 Leuten gesungen habe, war das doch auch kein Problem und von Nervosität keine Spur. Aber das hier war dann doch etwas ganz anderes. Ich spielte zwar die Hauptrolle, aber das Stück hatte ich vorher nie geprobt!

Wenn ich bisher gedacht hatte, die Schwangerschaftsübelkeit läge endlich hinter mir, jetzt war sie wieder da!

Als ersten entdeckte ich den Vater meines Prinzen, der mit der Kamera bewaffnet auf uns wartete. Dann sah ich meinen älteren Bruder mit Frau und Kind.

Meine Augen streiften über all die vielen Gesichter und suchten nach IHM. Wo war er?! Ich fühlte mich plötzlich ganz ängstlich, nackt und einsam. Wie in diesen Träumen in denen man nackt umherläuft, alle einen anstarren und man weiß nicht warum, weil man nicht merkt, dass man nichts an hat.

Am Rande der großen Terrasse sah ich ihn dann. Er hatte sein Prinzenkostüm gegen seinen stahlblauen Anzug getauscht und stand am Ende eines roten Teppichs, der vor ihm ausgerollt worden war. Rechts und links entdeckte ich seine und meine engsten Verwandten. Seine Neffen und seine Nichte standen mit Blumenkörbchen neben ihm am Teppich.

Die Kutsche brachte den Tintenfisch und mich direkt am anderen Ende des roten Teppichs zum stehen. Dann hörte ich, dass im Hintergrund DAS Lied lief, von dem ich mal gesagt hatte, das würde ich mir als Eröffnungswalzer bei unserer Hochzeit, wann immer die auch stattfinden würde, wünschen. "To the moon and back" von Dolly Parton, aus dem Film "Joyful Noise". Da war es dann endgültig um meine Fassung geschehen. Hatte ich mich die Fahrt über noch zusammenreißen können - schließlich hätte meine Mascara verschmieren können! - so öffneten sich jetzt sämtliche Schleusen und ich saß schluchzend und von meinen Gefühlen völlig überwältigt neben meiner Tochter in der Kutsche.

To the moon and back - Dolly Parton

Dann reichte mein Prinz mir seine Hand und half mir aus der Kutsche. Oder war es der Kutscher selbst? Ich weiß es nicht mehr. Durch den Tränenfilm konnte ich erkennen, wie die Kleinen Rosenblätter streuten und irgendwie stand ich plötzlich mit meinem Prinzen auf dem roten Teppich. Ich hasse mich dafür, dass ich nicht mehr genau weiß, was er gesagt hat, ich war so aufgeregt! Aber was er sagte, war einfach nur wundervoll, traf mich mitten ins Herz und brachte mich erneut zum schluchzen. Dann ging er auf die Knie und ich glaube noch bevor er die Worte "Willst du meine Frau werden" ausgesprochen hatte, nickte ich bereits heftig und küsste ihn. Dann zog ich ihn wieder zu mir hoch, ich wollte da oben nicht alleine sein!

Aus seiner Innentasche beförderte er dann eine kleine schwarze Schatulle zutage und öffnete sie. Darin steckte der absolut perfekteste Verlobungsring, den ich mir vorstellen kann. So, wie ich es mir immer  gewünscht hatte. Ein einzelner Stein, der laut und deutlich schreit "VERLOBUNGSRING" und rechts und links davon zwei liegende Achten. Das Symbol der Unendlichkeit und als Zahl drei Mal in meinem Geburtsdatum vertreten. Passender geht es nicht. Er ist wunderschön! Ich liebe ihn!

Als er mir den Ring ansteckte hörte ich, dass UNSER Lied gespielt wurde. "So easy to love"' von Calvin Bridges. Dieser Song hat eine ganz besondere Bedeutung für uns. Er steht für unsere gemeinsame große Liebe nach den Kindern, die Musik. Dieses Lied widmete Calvin uns, als wir es auf dem Workshop mit ihm lernten. Er war so fasziniert von uns als Paar, er fand dass dieses Lied beschreibt, wie wir beide auf ihn wirken. Als wäre es ganz einfach und das Natürlichste auf der Welt einander zu lieben. Und das ist es.

In meinen Hochzeitsreden zitiere ich gerne Evje van Dampen, alias HaPe Kerkeling. "Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit". Was soll ich sagen? Ich hab noch nie lieber gearbeitet! Nein, es macht keine Mühe, ich muss mich nicht anstrengen, um zu lieben. Auch wenn es mal nicht so rund läuft. Es ist einfach. Es IST einfach. Es IST.

Es heißt eben nicht "Für immer wäre schön..." - es heißt "Für immer!". Und das ist wunderschön.

So easy to love - Calvin Bridges